Ich bin Jannik Alheit, 22 Jahre alt und habe im Herbst 2020 mein duales Studium an der Universität Lüneburg begonnen, meinen Praxisteil absolviere ich bei der Lebenshilfe Hamburg. Ich habe schon einige Jahre als Schulbegleiter bei der Lebenshilfe Berufserfahrung gesammelt und auf dieser Grundlage beschlossen Soziale Arbeit zu studieren. Bei der Lebenshilfe bin ich unter anderem im Projekt Begleitete Elternschaft eingesetzt.
Fast jeder Mensch hat den Wunsch eine eigene Familie zu gründen, vor allem hat aber jeder ein Recht dazu. Die Begleitete Elternschaft unterstützt genau diesen Wunsch und macht das Erhalten der Familiensysteme auch bei Menschen mit einer geistigen Behinderung möglich. Die Ausgestaltung der Hilfen folgt dem Grundsatz: „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“.
Schon die ersten Termine im Einsatzfeld der Begleiteten Elternschaft, bei denen ich noch von meiner Anleiterin Anke Ayoub begleitet wurde, eröffneten mir eine völlig neue Perspektive auf das Leben von Menschen mit geistiger Behinderung und das gesamte Arbeitsfeld der sozialen Arbeit. Die Eltern berichteten schon am ersten Tag über Vorfälle, in denen sie Konflikte mit Ärzt*innen, Pädagog*innen der Kindertagesstätte oder früheren Sozialarbeiter*innen hatten, von denen sie sich nicht erstgenommen fühlten. Situationen, in denen die Gefahr bestand, dass die Kinder aus der Familie genommen werden, sitzen tief und erzeugen Misstrauen. Dennoch haben sich die Familien geöffnet und auch von positiven Momenten berichtet, in denen sie Dankbarkeit zeigten und mir das Gefühl gaben, gebraucht zu werden. Denn als 22-jähriger Student ohne viel Erfahrung hatte ich in den ersten Tagen noch nicht den Eindruck, dass die Familien, in denen ich eingesetzt wurde, Erziehungshilfe von einem Studenten im ersten Semester benötigen. Doch die mir entgegengebrachte Herzlichkeit machte mir bewusst, wie mein objektiver Blick auf diese eingespielten Familien etwas verbessern kann und meine Anwesenheit sie unterstützt. Mit jedem Termin fällt es mir leichter, Probleme anzusprechen und ich merke immer mehr, wie ich mich in den Familien einbringen kann.
Ich bin sehr froh, im Rahmen meines Studiums dem Projekt Begleitete Elternschaft zugeordnet zu sein, um dieses zu unterstützen und Erfahrung zu sammeln. Bei der Arbeit in den Familien fühle ich mich sehr wohl und ich merke, wie ich selber sowie die Familien von den regelmäßigen Terminen profitieren.